Was ist GAPS?
Ganzheitliche Ernährung für Darmgesundheit, Psyche & Körper
Viele Menschen fühlen sich erschöpft – körperlich, emotional oder beides. Verdauungsprobleme, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, chronische Entzündungen oder diffuse Beschwerden gehören für viele längst zum Alltag. Oft bleibt das Gefühl zurück: „Ich tue doch schon so viel! Doch warum geht es mir trotzdem nicht gut?“
GAPS bietet hier eine neue Perspektive. Die Abkürzung steht für Gut and Psychology/Physiology Syndrome – ein Ansatz, der davon ausgeht, dass viele chronische Beschwerden im Darm beginnen. Entwickelt wurde es von der Ärztin und Neurologin Dr. Natasha Campbell-McBride, die auf der Suche nach einem Weg war, ihrem autistischen Sohn zu helfen und dabei auf tiefere Zusammenhänge zwischen Darm, Immunsystem, Psyche und körperlicher Gesundheit stieß.
Im Mittelpunkt von GAPS steht der Gedanke:
Wenn der Darm aus dem Gleichgewicht geraten ist – etwa durch Antibiotika, Umweltbelastungen, Stress oder stark verarbeitete Lebensmittel – kann das weitreichende Folgen für den gesamten Organismus haben. Denn über die Darmwand gelangen nicht nur Nährstoffe, sondern auch Toxine und Entzündungsbotenstoffe in den Körper, wenn sie durchlässig wird („Leaky Gut“). Das kann das Nervensystem belasten, das Immunsystem irritieren und zu Symptomen führen, die auf den ersten Blick wenig mit dem Darm zu tun haben.
Was der Darm wirklich leistet und warum so vieles hier beginnt
Der Darm ist weit mehr als ein Verdauungsorgan. Er ist ein zentrales Steuerungszentrum für unsere Gesundheit, körperlich und seelisch.
In unserem Darm leben Billiarden von Mikroorganismen, vor allem Bakterien, die gemeinsam die sogenannte Darmflora oder das Mikrobiom bilden. Diese Mikroben sind an fast allen Prozessen im Körper beteiligt: Sie helfen bei der Verdauung, produzieren Vitamine, modulieren das Immunsystem und beeinflussen die Hormon- und Neurotransmitterproduktion.
Ein ausgewogenes Mikrobiom, also ein gutes Verhältnis zwischen nützlichen und potenziell krankmachenden Bakterien, unterstützt den Körper in seiner natürlichen Regulation. Gerät dieses Gleichgewicht aus der Balance, etwa durch Medikamente, schlechte Ernährung, Stress oder Umweltgifte, können pathogene Keime überhandnehmen. Die Folge: Entzündungen, geschwächte Immunabwehr, ein durchlässiger Darm und eine Vielzahl an Symptomen, die oft nicht sofort mit dem Mikrobiom in Verbindung gebracht werden.
Auch die Produktion von Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin oder GABA, die unser Nervensystem beruhigen und stabilisieren, ist stark vom Zustand des Darms abhängig. Rund 90 % des körpereigenen Serotonins werden im Darm gebildet. Dieses „Glückshormon“ beeinflusst unsere Stimmung, unser Schlafverhalten und unsere innere Stabilität.
Wenn der Darm aus dem Gleichgewicht gerät, gerät auch der Mensch aus dem Gleichgewicht.
GAPS setzt genau hier an – nicht symptomatisch, sondern an der Wurzel.
Zwei Seiten einer Wurzel: Psychologie & Physiologie im GAPS-Konzept
Dr. Campbell-McBride unterscheidet zwei Hauptbereiche im GAPS-Spektrum:
- „Gut and Psychology Syndrome“ beschreibt die Wechselwirkungen zwischen Darm und Gehirn – mit Krankheitsbildern wie Autismus, ADHS, Angststörungen, Legasthenie, Lernschwierigkeiten oder Epilepsie.
- „Gut and Physiology Syndrome“ umfasst körperliche Beschwerden wie Autoimmunerkrankungen, Allergien, Diabetes, Hormonstörungen, chronische Müdigkeit, Hautprobleme, Krebs oder Essstörungen.
Diese beiden Bereiche überlappen sich häufig. Denn der Körper funktioniert als vernetztes System: Verdauung, Immunsystem, Hormone und Nervensystem stehen in ständiger Wechselwirkung. Wird eines davon geschwächt – etwa durch ein gestörtes Mikrobiom – betrifft es früher oder später den ganzen Organismus.
Deshalb steht bei GAPS die Heilung und Versiegelung der Darmwand im Zentrum. Eine gesunde Darmflora ermöglicht die Aufnahme von Nährstoffen, schützt vor Toxinen und unterstützt das Immunsystem.
Oder anders gesagt: Ein Körper ohne gesunden Darm ist wie ein Baum mit kranken Wurzeln, er kann nicht gedeihen.
GAPS ist mehr als Ernährung
GAPS ist kein reines Ernährungskonzept, es ist ein ganzheitlicher Heilansatz. Die gezielte Auswahl und Zubereitung von Lebensmitteln bildet die Grundlage, doch die Wirkung geht weit darüber hinaus.
Im Mittelpunkt steht die Regeneration des Verdauungssystems und damit die Fähigkeit des Körpers, wieder zu entgiften, Nährstoffe aufzunehmen und sich selbst zu regulieren.
Darüber hinaus spielen weitere Lebensstilfaktoren eine Rolle: Ruhephasen, Schlafqualität, emotionale Stabilität, frische Luft, Sonnenlicht und eine möglichst reizarme Umgebung unterstützen den Körper dabei, wieder in seine Kraft zu finden.
GAPS fördert nicht nur die physische Stabilisierung, sondern auch eine Rückverbindung mit dem eigenen Körper. Denn nur wenn wir wieder spüren, was uns wirklich guttut, können wir dauerhaft gesunde Entscheidungen treffen.

GAPS ist keine Diät
GAPS ist kein kurzfristiges Ernährungskonzept und auch keine Diät im klassischen Sinn. Es geht nicht um Verzicht oder Disziplin, sondern darum, dem Körper gezielt zu geben, was er braucht, um in die Selbstregulation zu kommen.
Zentrale Bestandteile der GAPS-Ernährung sind Fleischbrühen, fermentierte Lebensmittel und hochwertige tierische Fette. Diese Lebensmittel wirken beruhigend auf die Darmschleimhaut, liefern essentielle Nährstoffe wie Aminosäuren, Mineralstoffe und gesunde Fettsäuren und unterstützen den Wiederaufbau einer intakten Darmflora. Auch wenn sie bereits bei gelegentlichem Verzehr wohltuend sein können, entfalten sie ihre nachhaltige Wirkung besonders im Rahmen des strukturierten GAPS-Protokolls.
Wann kann GAPS hilfreich sein?
Typische Einsatzgebiete für GAPS sind:
- chronische Verdauungsbeschwerden (z. B. Durchfall, Verstopfung, Reizdarm, Blähungen)
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien
- Autoimmunerkrankungen (z. B. Hashimoto, Rheumatoide Arthritis, Zöliakie)
- Konzentrationsprobleme, ADHS und chronische Erschöpfung
- Hautprobleme (z. B. Ekzeme, Akne, Psoriasis), Migräne, Gelenkbeschwerden
- Essstörungen
- Zahn- und Knochengesundheit
- Depressionen, Ängste und emotionale Instabilität
- Lern- und Entwicklungsstörungen (z. B. Legasthenie, Dyspraxie, Autismus)
- häufige Infekte, geschwächtes Immunsystem
- Asthma und Atemwegserkrankungen
- Diabetes Typ 1 und Typ 2
Was viele überrascht: GAPS wirkt oft auch dort, wo andere Ansätze nicht weiterhelfen – weil es nicht auf Symptome zielt, sondern auf den Ursprung.
GAPS & Epigenetik – unsere Gene lesen mit
Ein weiterer spannender Blickwinkel ist die Verbindung von GAPS zur Epigenetik – dem Forschungsfeld, das untersucht, wie unsere Umwelt, Ernährung und Lebensweise die Aktivität unserer Gene beeinflussen.
Auch wenn wir genetisch bestimmte Veranlagungen mitbringen, entscheiden unser Alltag, unsere Gewohnheiten und unsere Ernährung in hohem Maße mit darüber, ob diese Veranlagungen zur Wirkung kommen oder nicht.
Durch GAPS schaffen wir ein Umfeld, das diesen Prozess positiv beeinflussen kann:
- Entzündungen werden reduziert
- Nährstoffversorgung verbessert sich
- hormonelle Prozesse stabilisieren sich
- das Mikrobiom wird reguliert
So unterstützt GAPS nicht nur die körperliche Heilung, sondern auch epigenetische Prozesse, die für langfristige Gesundheit und Widerstandskraft entscheidend sind.

Ein Weg, der in die Tiefe führt
GAPS beginnt mit dem Verstehen:
Was braucht mein Körper wirklich? Was hat ihn aus dem Gleichgewicht gebracht? Und wie kann ich ihn dabei unterstützen, zu regenerieren?
Der Weg kann herausfordernd sein. Es braucht Bereitschaft, alte Muster loszulassen und Neues zuzulassen. Doch genau darin liegt die Kraft dieses Ansatzes: nicht an der Oberfläche zu arbeiten, sondern in der Tiefe zu heilen.
Viele Menschen empfinden GAPS zu Beginn als komplex oder aufwendig, gerade im Vergleich zu schnelllebigen Ernährungstrends. Doch GAPS ist kein starres Dogma, sondern ein Weg, der sich an dich und deinen Alltag anpassen darf.
Mit klarer Begleitung und einem Einstieg in deinem Tempo wird aus Überforderung Schritt für Schritt Orientierung. In meiner Arbeit erlebe ich, wie gut GAPS in ganz unterschiedliche Lebenssituationen integrierbar ist, ob als Einzelperson, in der Familie oder mit besonderen gesundheitlichen Herausforderungen.
Quellen & weiterführende Literatur
Campbell-McBride, Natasha:
Gut and Psychology Syndrome: Wie Darm und Psyche sich beeinflussen.
Unimedica Verlag 2015.
Campbell-McBride, Natasha:
Der Cholesterin-Bluff: Herzerkrankungen heilen und vorbeugen mit der GAPS-Diät
Unimedica Verlag 2017.
Campbell-McBride, Natasha:
GAPS – Gut and Physiology Syndrom: Unsere Gesundheit beginnt im Darm!
Unimedica Verlag 2022.

